Schloss Hellenstein
Das weithin sichtbare Wahrzeichen Heidenheims ist Schloss Hellenstein, das majestätisch über der Stadt thront. Seit der Stauferzeit trotzen seine dicken Mauern dem rauen Ostalbklima und einer äußerst wechselhaften Geschichte.
Mehrere Wege führen von der Stadt hinauf, der meistfrequentierte ist der zum südlichen Tor. Der Blick fällt dabei auf die Reste der staufischen Burganlage. Dass der Runde Turm heute noch zu sehen ist, verdanken die Heidenheimer einem Verbot der königlichen Bauverwaltung aus dem Jahre 1837, weitere Steine aus den Mauern herauszubrechen. 1810 war das Obergeschoss des Runden Turms abgetragen, 1820 gar „der Abbruch und Verkauf des Dachwerks und des Einbaues des alten Bergschlosses“ genehmigt worden. Nach und nach verschwand Stein für Stein, original Buckelquader aus der Zeit der Staufer, die über Jahrhunderte Lehensherren der um 1120 gegründeten Burg gewesen waren.
Burg Hellenstein
Wann die ursprüngliche Burg auf dem westlichen Gipfel des heutigen Schlossberges gebaut wurde, ist urkundlich bis jetzt nicht fassbar. Schätzungsweise könnte dies Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts gewesen sein. Als erster Hellensteiner wird Degenhard von Hellenstein 1150 in einer Urkunde König Konrad III. genannt. Ob die Burg von ihm selbst oder seinen Vorfahren erbaut wurde, oder ob er in eine bereits auf dem Hellenstein beheimatete Familie einheiratete, ist unerforscht.
Rettung des Fruchtkastens
Der Weg durch das Südportal führt direkt zum riesigen Fruchtkasten, der die Schlossansicht von der Stadt her entscheidend prägt. In dem 1470/71 erbauten, dreigeschossigen Gebäude, das durch wuchtige Eichenpfosten in zwei Schiffe unterteilt ist, lagerte man die Naturalabgaben der Heidenheimer Untertanen, vorwiegend Getreide. 1857 drohte ein Verkauf des Fruchtkastens, gegen den sich die Heidenheimer Bürger und besonders der 1842 gegründete Verschönerungsverein der Stadt jedoch wehrten. Von 1982 bis 1986 sanierte die Stadt Heidenheim den Fruchtkasten mit einem Kostenaufwand von 4,6 Millionen DM, von dem die Hälfte das Land Baden-Württemberg bereitstellte, und eröffnete darin das inzwischen preisgekrönte „Museum für Kutschen Chaisen Karren“, das einen Überblick über die Fahrzeugtypen und die Verkehrsentwicklung vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart bietet.
Oberhalb des Fruchtkastens geht es zum Brunnengärtle mit seinem 78 m tiefen „Kindlesbrunnen”, der so heißt, weil der Heidenheimer Storch die Babys aus dem Brunnenschacht holte, um sie dann ihren Eltern zu bringen – so die Mär. Der Brunnen wurde zwischen 1666 und 1670 durch Bergknappen des Königsbronner Eisenwerks gegraben. Die Wasserversorgung musste damals neu gesichert werden, weil die ursprüngliche Leitung von der Brunnenmühlquelle her bis in den Rittersaal, eine „einzigartige Wasserkunst” des im Dienst des Herzogs stehenden Werkmeisters Johan Kretzmaier, im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war.
Wiederaufbau nach dem Brand
Hinter dem Brunnengarten ragt die Ruine des „oberen Schlosses“ in den Himmel. Der „Rittersaal“ mit seinen hohen Mauern und Renaissance-Fenstern dient alljährlich im Juli als romantische Kulisse für die hochkarätigen Inszenierungen der Opernfestspiele, kann 2021 wegen Renovierungsarbeiten aber nicht für die Festspiele genutzt werden. Die Bausubstanz stammt aus dem 11./12. Jahrhundert, die heute noch erkennbare Form dürfte jedoch jüngeren Datums sein. Denn 1530 brannte Burg Hellenstein bis auf die Grundmauern nieder. Herzog Ulrich I. ließ die Burg durch Baumeister Joachim Maier zwar wieder aufbauen (1537-1544), doch bald verlor sie an Bedeutung. Erst Herzog Friedrich I. von Württemberg verlieh ihr neuen Glanz. Er beauftragte seinen Hofbaumeister Heinrich Schickhardt mit der Errichtung eines repräsentativen Schlosses mit Festungswerken unterhalb der alten Burg. Nach dessen Plänen entstanden unter Baumeister Elias Gunzenhäuser zwischen 1595 und 1611 anstelle der ehemaligen Vorburg ein imposantes Nordportal mit flankierenden Geschütztürmen, das große Bollwerk, der lang gestreckte Ostflügel mit Burg- und Obervogtei sowie die Schlosskirche, die der bekannte „Kalkschneider“ Gerhard Schmidt aus Rotenburg / Wümme ausstattete. Von seiner hochkünstlerischen Arbeit sind nur noch drei Stuckreliefs an der Empore erhalten.
Gründung der Museen
Im Juni 1901 erreichte der durch Eugen Gaus gegründete Heimat- und Altertumsverein Heidenheim, dass die Schlosskirche für ein Heimatmuseum freigegeben wurde. Schon im Oktober konnte hier erstmals die Sammlung heimatkundlicher und kulturhistorischer Gegenstände besichtigt werden, die Eugen Gaus später mit vielen eigenen Ausgrabungen bereicherte. Im Osten der Schlosskirche schließen die Obervogtei mit Zeughaus und herzoglichem Leibstall, die Burgvogtei mit dem Marstall sowie der Altanenbau an. Diese Gebäude dienten früher als Verwaltungssitz und Unterkunft für die Angehörigen des Württembergischen Hauses. Bis 1900 nutzte man die Gebäude einschließlich des Fruchtkastens als Kaserne, Lazarett, Gefängnis, Webschule oder Turnhalle. Als Alfred Meebold seine „Indische Sammlung“ stiftete, erfolgte ab 1907 eine räumliche Erweiterung. Zwischen 1956 und 1960 wurde das Museum in drei Etappen neu gestaltet, und anlässlich seines 75-jährigen Jubiläums investierte der Heimat- und Altertumsverein nochmals erhebliche Mittel. 1987 wurde der einstige Marstall im Erdgeschoss der Burgvogtei restauriert. Der dreischiffige Raum mit Kreuzgratgewölbe und acht toskanischen Säulen ist seitdem ein stilvoller Rahmen für kulturelle Veranstaltungen und Trauungen.